Zwei mal links abgebogen und zack; schon waren wir in Belize! Eine Gepäckkontrolle interessiert hier niemanden, nach einem kurzen „all right man“ standen wir bereits vor den Taxiständen und peilten die kleine Stadt San Ignacio an. Auf der folgenden, kurzen Busetappe wurde uns endgültig klar; das hier ist Karibik pur. Ein Bob-Marley-Verschnitt als Buschauffeur und Reggae-Musik aus den Lautsprechern. ‚Go slow‘ ist hier nicht nur ein Spruch, sondern eine Lebenseinstellung. Gemütlich ruckelten wir im alten amerikanischen Schulbus durch die Gegend. Hier wird wieder englisch gesprochen, so dass wir unsere mittlerweile zwar ausgebauten, jedoch natürlich immernoch bescheidenen Spanischkenntnisse nicht benötigten. Den karibischen Slang zu verstehen war jedoch zeitweise auch eine Herausforderung…
San Ignacio, notabene die drittgrösste Stadt des Landes, ist ein ruhiges und verschlafenes Städtchen mit zwei Touristenstrassen und kleinen gemütlichen Gasthäusern. Laid-back, so wie der Rest des Landes auch. Von hier aus Unternahmen wir einen Ausflug zu den Mayaruinen von Xunantunich. Um dort hinzugelangen muss man den Fluss mittels einer handgekurbelten Fähre überqueren; ein Erlebnis für sich! Das Highlight der seit dem Jahr 900 verlassenen Ruinenstätte bildet die grosse Pyramide ‚El Castillo‘, welche etwa 42 Meter in die Höhe ragt und einen beeindruckenden Rundumblick bietet. Gemeinsam mit einer schnatternden Gruppe amerikanischer Studenten genossen wir zwar nicht die Stille, aber die wunderschöne Aussicht. Auf dem Rückweg warteten wir auf den Bus und staunten nicht schlecht, als uns ein Taxifahrer gratis zurück ins Städtchen fuhr. Er erklärte, er habe Feierabend und müsse sowieso zurückfahren, da könne er uns ja auch gleich mitnehmen. One love man, one love.
Via Belmopan, der Hauptstadt des Landes, steuerten wir den kleinen Küstenort Placencia an, wo wir ein paar Strandtage verbrachten und Manuel eine Grippe auskurierte. Der Strand war weitläufig und schön, jedoch durchsetzt mit kleinen Plastikteilchen in allen erdenklichen Farben. Grundsätzlich ja eine farbenfrohe Sache, aber erschreckend insofern, dass der Plastik bereits ein ebenso fester Bestandteil des Strandes ist wie Muscheln und Schneckenhäuser.
Roman und Nicole, mit welchen wir bereits in Vietnam herumgereist sind, befanden sich zeitgleich wie wir auf einem Trip durch Zentralamerika und es ergab sich zufällig- und glücklicherweise, dass wir uns in Belize erneut trafen. Morgens um Acht erwarteten uns die beiden beim Eingang des Cockscomb Basin Wildlife Sanctuarys, wo wir trotz des regnerischen Wetters gemeinsam ein bisschen durch den Nationalpark streiften. Die Schutzzone beheimatet etwa 50 Jaguare, von welchen wir aber leider keinen zu Gesicht bekamen. Ausser vielen Moskitos wagten sich an diesem Tag nur wenige Tiere aus ihren Verstecken. Nach diesem Ausflug fuhren wir gemeinsam nach Hopkins, wo wir bei einem feinen Essen einen gemütlichen Abend verbrachten und uns viel zu erzählen hatten. Die beiden reisten am nächsten Tag zwar in eine andere Richtung, wir würden uns jedoch in wenigen Tagen wieder treffen. Wir hatten das riesige Glück, dass während unseres Aufenthaltes in Hopkins das berühmte Mango-Fest stattfand. Als grosse Liebhaber der exotischen Frucht liessen wir uns dies natürlich nicht entgehen und bei einem frischen Mangosaft mit Rum lauschten wir den Liveklängen von Reggae-Musik und zelebrierten ausgiebiges People-Watching. Nun, der Anlass glich zwar eher der Dorfchilbi von Hinterpfupfigen, war aber trotzdem sehr amüsant.
Wenn der Belizianer „ich gehe zum Chinesen“ sagt, meint er nicht etwa, dass er es sich kulinarisch mal asiatisch geben will, sondern, dass der Einkauf bevorsteht. Abgesehen von kleinen Früchte- und Gemüse-Ständen sowie winzigen Snack-Läden schienen sämtliche Supermärkte in Belize in chinesischer Hand zu sein, eine kleine Lebensmittelmafia, wenn man denn so will. Es bleiben einem also nicht viele Alternativen, und so deckten wir uns beim Chinesen mit Snickers, Mückenschutz und Sonnencreme ein und machten uns weiter auf den Weg nach Caye Caulker, einer Koralleninsel im karibischen Meer. Mit dem Bus erreichten wir Belize City, die mit Abstand grösste Stadt des Landes. 1961 wurde diese vom Hurrikan Hattie fast vollständig zerstört, weshalb der Regierungssitz nach Belmopan verlegt wurde. Belize City hat jedoch nicht allzu viel zu bieten ausser funktionierenden Geldautomaten und deshalb fuhren wir hier nur einmal kurz unsere Rollkoffer bis zum Hafen spazieren. Eine knappe Stunde später legte die Fähre bereits am Pier von Caye Caulker an und wir machten uns auf die Suche nach unserer Unterkunft. Obwohl zahlreiche ’nicht herumlungern‘-Schilder dazu auffordern, dies eben nicht zu tun, bieten einem alle paar Meter herumlungernde Einheimische diverse bewusstseinserweiternde Substanzen an. Von ‚Four-Twenty‘ bis ‚Ganja‘ ist alles zu haben. Dankend lehnten wir alles ab, bekamen jeweils ein freundliches ‚one love man, one love‘ zur Antwort und gönnten uns stattdessen ein saftiges Barbeque-Chicken an einem der vielen Essensstände am Strassenrand.
Tags darauf kamen auch Roman und Nicole auf der Insel an und gemeinsam relaxten wir unter der karibischen Sonne. Leider gibt es nicht wirklich ansehnliche Strände auf Caye Caulker, das Wasser ist jedoch glasklar und lädt zum schwimmen und baden ein. Von der Insel aus kann man viele Tauch- und Schnorchel-Ausflüge unternehmen, das bekannteste Ziel hierbei ist das Great Blue Hole, eine Sinkhöhle mitten im Belize Barrier Reef, welche vor allem durch den Meeresforscher Jacques Cousteau berühmt geworden ist. An Manuels Geburtstag unternahmen wir einen Tagestrip an diesen berühmten Ort sowie an zwei weitere Tauchplätze mitten im Riff. Die Stalaktiten und Stalakmiten, welche man auf knapp 42 Meter begutachten kann, waren durchaus sehenswert und der ganze Tagestrip – inkl. Mittagessen auf einer einsamen Robinson-Crusoe-Insel – ein tolles Erlebnis und ein würdiger Geburtstagsrahmen für Halbfisch Manuel.
Nachdem Roman und Nicole mit dem Katamaran wieder in Richtung Festland gezogen waren, unternahmen wir noch einen Schnorchelausflug ins Riff, vor allem, um die ansässigen Manatees (Rundschwanzseekühe) zu sehen. Belohnt wurden wir nicht nur mit der Sichtung eines Solchen, sondern auch mit riesigen Schildkröten, Haien und Stachelrochen. Ausserdem wurden wir auf dem Boot Zeuge eines kreisrunden Regenbogens um die Sonne, einer sogenannten Halo. Ein Schauspiel welches wir nie zuvor gesehen haben. Ein toller Abschluss auf Caye Caulker und ein ebenso schöner Schlusspunkt für unsere Reise in diesem sympathischen Land.
Zurück auf dem Festland bestiegen wir den Bus zu unserer letzten Destination auf unserer langen Reise: ¡Viva México!
Alle Fotos von Belize findest du hier.
Typisches Fortbewegungsmittel – Chicken Bus
Karibik Pur
Blue Hole – Stalaktiten in 42m Tiefe
Half Moon Caye – Kein schlechter Ort, um den Geburtstag zu verbringen
Loggerhead Turtle (Unechte Karettschildkröte)
Mani und Manu
Halo