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Peru – Tierische Erlebnisse im Manu Nationalpark

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Peru – Tierische Erlebnisse im Manu Nationalpark
Peru – Tierische Erlebnisse im Manu Nationalpark

Zwischen unserem Besuch des Rainbow Mountain und der Besteigung des Machu Picchu verbrachten wir noch einige Tage in Perus Regenwäldern.

Nicht (nur) wegen des Namens, sondern vor allem wegen der unglaublichen Artenvielfalt, die der Nationalpark – ein UNESCO-Weltnaturerbe – aufgrund seiner Ausdehnung vom Anden-Hochland bis ins Amazonasbassin zu bieten hat, haben wir uns entschieden, eine 9-tägige Tour in die Weiten des Manu Nationalparks zu unternehmen. Es war zwar noch Nebensaison und die Regenzeit neigte sich erst allmählich dem Ende zu, aber dies war nicht grundsätzlich ein Nachteil.
Der Park ist in etwa halb so gross wie die Schweiz und eingeteilt in drei Zonen, die Cultural (oder Buffer) Zone, die freigegeben ist für kommerzielle Aktivitäten wie Holzschlag oder Goldschürfung, die Reserved Zone, die nur wenigen Touranbietern für den Tourismus freigegeben ist, sowie die Park Zone, die ausschliesslich für wissenschaftliche Zwecke und Studien genutzt werden kann und den Grossteil des Parks einnimmt.

Unsere Tour führte von Cusco über die Andenkette in die das Gebirge flankierenden Nebelwälder und stetig hinab in Richtung Amazonas-Ebene. Da die Tour-Saison eben erst begonnen hat, waren wir in der glücklichen Lage, quasi eine Privattour und lediglich eine weitere Person in unserer Tour-Gruppe zu haben, die ab dem vierten Tag zu uns stiess.

Der erste Tag bestand aus etwa 8 Stunden aufregender Fahrt über eine in die steil abfallenden Wände des Berges gehauene Schotterpiste, die gerade einmal eineinhalb Autos platz bot, dem berüchtigten «Camino de la Muerte» in Bolivien in nichts nachsteht, aber glücklicherweise über sehr wenig Verkehr verfügt. Unterwegs stoppten wir immer wieder, um Affen, Vögel und Pflanzen anzuschauen und zu fotografieren. Unser Guide José war mit Feldstecher und Fernrohr bestens ausgerüstet und erkannte jeden Vogel auch im Gegenlicht – wir sahen jeweils eine Silhouette – oder anhand seines Gezwitschers (nein, nicht auf Twitter). Kurz vor Dämmerung besuchten wir eine versteckte Beobachtungsplattform, um Perus Nationalvogel, den Cock of the Rock (Felshahn) bei seinem Balztanz zu beobachten.
Als wir in der Lodge ankamen, waren wir doch etwas erstaunt, aber natürlich sehr erfreut, dass wir auch hier die einzigen Gäste waren. Bewaffnet mit der Kamera schlenderten wir durch die idyllische Anlage auf der Suche nach Kolibris, die gierig den Blüten-Nektar der blühenden Büsche verschlangen, bevor Hubert, unser Tour-Koch uns mit typisch peruanischer Küche verwöhnte.

Früh morgens stiegen wir wieder in den Minivan, um weitere 3 Stunden in Richtung Rio Madre de Dios zu fahren und unterwegs einen Orchideengarten zu besuchen, dessen Inhaber und Betreiber Isaac voller Enthusiasmus über seine Lieblinge berichtete und stolz erwähnte, dass er bereits vier neue Arten von Orchideen entdecken und nach sich benennen konnte – die Namen sind uns aber leider nicht geblieben. Am Fluss angekommen fassten wir Gummistiefel und bestiegen das Boot, dass für die nächste Woche unser Transportmittel sein sollte. Flussabwärts beschäftigten wir uns intensiv mit der Suche nach Tieren, die am Ufer dem Dickicht des Dschungels entflohen. Zudem unternahmen wir eine entspannte Gondelfahrt auf einem sogenannten Oxbow Lake, der entsteht, wenn die Wassermassen des Flusses während der Regenzeit so stark sind, dass der Fluss «die Kurve nicht mehr kriegt» und die Abkürzung auf direktem Wege nimmt. Wir erspähten unzählige Vögel und einige Affen, die sich durch die Baumkronen schwangen und horchten den Ausführungen unseres Guides über Flora und Fauna. Anschliessend fuhren wir mit de Boot weiter zur Pantiacolla Lodge, die für die nächsten zwei Tage unsere Basis war und dem gleichnamigen Touranbieter gehört. Die ursprünglich holländische Inhaberin hat während einem zweijährigen Forschungsprojekt in Peru ihre Liebe und neue Heimat gefunden und nun ein Ökotourismus-Unternehmen aufgezogen.
Verschiedene Trails unterschiedlicher Länge umgeben die in der Cultural Zone situierte, wunderschöne Lodge, auf denen es viel zu entdecken gab. Neben verschiedensten tropischen Vögeln – es wurden bisher über 1000 Arten im Manu NP identifiziert – Primaten (Woll-, Tamarin-, Kapuziner-, und Brüllaffen, Totenkopf-, Titi- und Spinnenaffen) und Reptilien durften wir auch einen Tapir beim Spaziergang am Fluss beobachten. Eine sehr seltene Sichtung, sind Tapire doch eigentlich Nachtaktiv. Auf den Sträuchern im Lodge-Garten teilten sich Kolibris, Schmetterlinge und andere Insekten die reichlich vorhandenen Nektarvorkommen und die beiden Hauskatzen – die ältere von Corina liebevoll Señor Fello-Schnauzo benannt – buhlten um Zuneigung.

Weitere zwei Nächte verbrachten wir nach einer mehrstündigen Bootsfahrt, während welcher wir am Flussufer schwarze Kaimane, Capibaras und einen Nasenbären sichteten, in einer einfachen Lodge in der Reserved Zone am Ufer des Flusses Manu. Unterwegs fuhren wir an Angehörigen eines indigenen Stammes vorbei, die am Flussufer sassen und «die Unberührten» genannt werden, mittlerweile aber wohl nicht mehr so unberührt sind und z.B. T-Shirts tragen.
Ausgehend von dieser Lodge unternahmen wir weitere Wanderungen durch den Dschungel und besuchten weitere Seen. Vom Floss aus durften wir die stark vom Aussterben bedrohten, riesigen Flussotter beim Fischverzehr beobachten und konnten sogar einen Blick auf deren Nachwuchs erhaschen, der vorsichtig aus dem Bau spähte. Auf einem der Stege empfing uns zudem eine Boa Constrictor, die sich, von uns zuerst unentdeckt und gestört durch die Stativbeine von José’s Fernrohr in Verteidigungsposition brachte. Begleitet waren alle Ausflüge von unzähligen Vogelarten in aller Farbenpracht.

Am siebten Tag ruhten wir nicht, sondern verliessen den Manu Nationalpark wieder und zogen weiter in ein privates Naturreservat, dass vor allem für seine Macaw Clay Lick bekannt ist. Papageien und Aras müssen von Zeit zu Zeit wertvolle Mineralien zu sich nehmen, damit sie die zuvor gefressenen Fruchtsamen, respektive deren toxische Hüllen (wenn die Früchte noch nicht genügend reif sind) verdauen können. Deshalb suchen die Vögel periodisch ganz spezifische Stellen auf, an denen diese Mineralien in der Erde enthalten und exponiert sind. José erzählte uns ausgiebig über die Gründe und die Ergebnisse, die er in einer wissenschaftlichen Studie über Clay Licks in seiner früheren Karriere als Biologe erzielt hatte. So brauchen die Vögel in der Regenzeit weniger dieser Mineralien, da genügend reife Früchte als Nahrung vorhanden sind, während in der Trockenzeit das Angebot an geniessbaren Früchten schwindet und die Vögel ihre Nahrung vorwiegend in Form von Samen zu sich nehmen.
Die Papageien und Aras lassen sich jeweils viel Zeit, bis sie von den Baumkronen herunterflattern und sich an dem Erdwall und am Boden exponieren. Entsprechend sensibel reagieren sie auf Störungen und fremde Geräusche. Ein einzelner Kapuzineraffe reicht da schon, um hunderte Papageien aufzuschrecken und zu verscheuchen. Da zudem noch Regenzeit herrschte, waren zwar sehr viele Aras und Papageien zugegen, aber nur wenige trauten sich an die wertvollen Mineralien. Manuels in Ecuador schon einmal erlebter und hier wieder erhoffter Angriff einer Raubkatze auf die bunten Vögel blieb uns daher verwehrt.

Mit dem Wetter hatten wir trotz Regenzeit über die gesamten neun Tage sehr viel Glück, es regnete zwar zu Beginn der Tour eine ganze Nacht, aber pünktlich zur Frühstückszeit gewann die Sonne wieder Oberhand. Nur am letzten Tag wurden wir frühmorgens während der Bootsfahrt etwas nass. In den stockdunkeln (wo gibt es das noch!) und sternenklaren Nächten, in denen nur ein wenig Affengebrüll und Insektengezirpe zu hören war, schliefen wir so gut wie schon lange nicht mehr.

Wir verbrachten aussergewöhnliche Tage in mitten der Wildnis in einem der letzten mehr oder weniger unberührten Regenwälder und hoffen, dass dieser vor Abholzung durch Geldgier und Korruption verschont bleibt.

Alle Bilder von Peru findest du hier.

Cock of the Rock
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Kolibris
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Brüllaffe
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Skurrile Pflanze
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Rosa Löffler
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Braunrückentamarin
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Schwarzschwanz Trogon
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Fröschli
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Tapir
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Dusky Titi Monkey – Rotbauchspringaffe
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Boa Constrictor
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Riesen-Flussotter
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Totenkopfäffchen
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Schwarzer Caiman
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Aras an der Clay Lick
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Alto Madre de Dios
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Capybaras
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Schau dir unbedingt alle Fotos aus dem Nationalpark an – es lohnt sich 😉 -> Link

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