Nachdem wir am Flughafen von Asunción noch schnellschnell einen Flug von Peru nach Costa Rica buchen mussten (wir sollten noch dafür büssen…), damit uns das Check-In erlaubt wurde, brachte uns der Flieger dann doch noch nach Lima. Für Manuel war es bereits die zweite Reise nach Peru, es gibt in diesem Land jedoch so viel zu entdecken, dass dies definitiv nicht weiter tragisch war.
Von Lima waren wir sehr überrascht. Erwartet hatten wir eine unpersönliche, riesige Stadt ohne viel Charme. Tatsächlich verbrachten wir jedoch entspannte und schöne Tage in Perus Hauptstadt und erkundeten die Strassen und Parks. Grösstes Highlight für uns Katzenfreunde war der Parque Kennedy; eine kleine Parkanlage, in welcher die unterschiedlichsten Katzen leben. Zwischen den Bäumen und farbenprächtigen Blumen kann man immer wieder ein paar Katzenohren erspähen und die sanften und zutraulichen Fellknäuel machen es sich im Gras und an schattigen Plätzchen gemütlich. So schlenderten wir denn auch ‘ganz zufällig’ mindestens sechs Mal durch diesen unserer Unterkunft nahegelegenen Park. Die Altstadt wartet mit vielen schönen und sehr gut erhaltenen Bauten auf. Die Kriminalität, vor der in jedem Reiseführer gewarnt wird, muss sich wohl irgendwo anders abspielen (Gangster mögen wohl keine Kätzchen oder Kolonialbauten).
In Lima, wo wir kurz vor Ostern ankamen, bekamen wir bereits einen ersten Vorgeschmack auf die berühmte Semana Santa – die heilige Woche während der Osterzeit – wo allerorts das Christentum ausgiebig zelebriert wird. Bereits im Vorfeld kreuzten wir immer mal wieder eine Parade und der Satz ‘es wird doch immer irgendwo paradiert’ sollte sich noch zum Running Gag entwickeln. Im Laufe unseres Besuchs in Peru verging kaum ein Tag ohne Marschmusik oder pompöser Zelebrierung religiöser Ereignisse.
Nach einer kulturellen und kulinarischen Akklimatisierung (auf Perus hervorragende Küche kommen wir noch zu sprechen), flogen wir weiter nach Arequipa, einer alten Stadt auf 2’300 M.ü.M, deren historische Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. In der malerischen Stadt, die bei klarem Wetter einen herrlichen Blick auf den noch aktiven Vulkan Misti sowie den 6’057 Meter hohen Berg Chachani freigibt, spielt sich sehr vieles – wie in den meisten Süd- und Mittelamerikanischen Städten – rund um den Plaza de Armas (Waffenplatz) ab. Die sich dort befindliche Kathedrale von Arequipa wurde aus weissem Granit erbaut und ist wirklich aussergewöhnlich schön. Weiter gefiel uns das Kloster Santa Catalina sehr gut. Ein ruhiger und farbenfroher Ort, in welchem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Das Kloster, welches 1579 eröffnet wurde, war bis zum Jahr 1970 der Öffentlichkeit nicht zugänglich und eine in sich geschlossene Welt für die Novizinnen. Ausserdem besuchten wir jeweils sehr gerne die grossen Markthallen, in denen ein herrliches Gewusel herrscht und man stundenlang bei einem frischen Fruchtsaft oder einem Teller Ceviche dem bunten Treiben zuschauen kann.
Von Arequipa aus unternahmen wir eine zweitätige Wanderung im Colca Cañon, dem zweittiefsten Canyon der Welt. Es ging über 1000 Höhenmeter steil bergab, damit es dann auf der anderen Seite ebenso viele Meter wieder steil bergauf gehen konnte und wir freuten uns, wieder wandern und in der Natur sein zu können. Das Beobachten der lustigen, wolligen Alpakas und Lamas, die überall anzutreffend sind, wird einfach nie langweilig und von den Kondoren, welche auch hier zuhause sind und die warmen Aufwinde für ihren Gleitflug nutzen, waren wir einmal mehr beeindruckt. Ausserdem konnten wir in den frühen Morgenstunden, als wir zu unserer Wanderetappe aufbrachen, ein Stinktier beobachten, welches unseren Weg kreuzte. Der kurz darauf in der Luft liegende, beissende Geruch machte dessen Namen denn auch alle Ehre.
Mit dem Bus fuhren wir weiter nach Cusco, der drittgrössten Stadt Perus, welche sich auf der stolzen Höhe von 3’416 m.ü.M. befindet. Cusco ist vor allem bekannt als Ausgangspunkt für Ausflüge zur weltberühmten Tempelstadt Machu Picchu und deshalb generell sehr touristisch. Ausserhalb der Stadt gibt es viele weitere Ruinen zu entdecken und wir erkundeten diese weniger überfüllten Plätze gemütlich zu Fuss. Zudem unternahmen wir einen Tagesausflug zum Montaña de siete Colores (Rainbow Mountain), einer erst vor einigen Jahren entdeckten Berglandschaft, die aufgrund chemischer Verbindungen aus verschiedenfarbigem Gestein besteht und ein farbenprächtiges Panorama bietet. Beim Aufstieg auf über 5000 M. ü. M. sind einige Höhenmeter zusätzlich zu bewältigen und man spürt (ähnlich wie in Nepal), dass einem das Atmen zunehmend schwerer fällt. Sauerstoffmasken, welche manche Touristen tatsächlich nutzten, sind dann aber doch ein wenig zu viel des Guten.
An unserem (vermeintlich) vorletzten Tag machten wir uns dann auf zum berühmtem Machu Picchu, ein Muss auf einer Reise nach Peru. Wie bereits in den restlichen touristischen Gegenden war auch hier das Preisniveau auffällig hoch. Die Peruaner wissen ihre Sehenswürdigkeiten sehr gut zu verkaufen (was natürlich ihr gutes Recht ist). Die Tempelstadt ist wirklich beeindruckend und wir haben diesen Ausflug trotz der verhältnismässig aufwändigen Anreise nicht bereut. Frühmorgens ist die Anlage noch praktisch Menschenleer und im leichten Nebel erhält man einen kleinen Einblick in die mystische Welt der Inkas, welche diese sagen- und theorienumwobene Stätte einst belebt haben. Ebenfalls sehr spannend ist die Sicht auf die Anlage aus der Vogelperspektive, die man auf der Spitze des Huayna Picchu geniessen kann, der die Anlage um mehrere hundert Meter überragt. Als Erste Touristen des Tages erreichten wir die Ruinen, die in den spitzen Berg hinter der eigentlichen Zitadelle gebaut wurden, sicherten uns einen bequemen Sitzplatz auf einem grossen Stein und genossen Cocablätter kauend einige Minuten Einsamkeit mit wunderbarer Aussicht.
Peru ist ein vielseitiges und facettenreiches Land, in dem es viel zu entdecken gibt. Besonders begeistert waren wir von der Natur, den unzähligen Alpakas und Lamas und der exzellenten Küche, welche sehr ideenreich ist und nicht nur aus Reis und Kartoffeln besteht. Frische Fischgerichte, exotische Früchte, spannende Varietäten der Nationalknolle, wärmende Suppen und vieles mehr. Ein peruanisches Kochbuch wir auf jeden Fall angeschafft, wenn wir wieder zuhause sind.
Nun wird der Baby-Alpaka-Pulli aber tief unten im Koffer verstaut, denn in unserer nächsten Destination ist wieder warmes Sommerwetter angesagt; auf nach Costa Rica!
Alle Fotos von Peru findest du hier.
Kloster Santa Catalina in Arequipa
Vulkan Misti, vom Plaza de Armas, Arequipa
El condor pasa – Cruz del Condor, Colca Canyon
Colca Canyon bei Sonnenuntergang